Ein Beitrag nach Ann-Christin Ladermann, Redakteurin im Bistum Münster
Die Himmelsleiter der Wiener Künstlerin Billi Thanner war in den vergangenen eineinhalb Jahren am Wiener Stephansdom zu sehen. Von September 2022 bis März 2023 wird die Himmelsleiter von der Orgel innen ausgehend erst das Gewölbe scheinbar durchstoßen und außen den Blick bis an die Spitze des Turms lenken.
Pastoralreferentin Ursel Schwanekamp hatte die Himmelsleiter im vergangenen Jahr im Urlaub entdeckt. „Ich habe mich äußerlich und innerlich aufgerichtet und meinen Blick geweitet“, erinnert sie sich. Eine Erfahrung, die sie auch den Menschen in Münster ermöglichen wollte. „Ich bin mit meiner Idee, das Kunstwerk an die Lamberti-Kirche zu holen, auf offene Ohren gestoßen“, freut sich Ursel Schwanekamp. Pfarrer Hans-Bernd Köppen griff zum Telefon und rief die Künstlerin persönlich an – Billi Thanner war sofort einverstanden.
Seitdem galt es viel zu organisieren: Für die Montage der beiden Leitern muss der Teil des Prinzipalmarkts an der Kirche überdacht, der Kirchplatz abgesperrt und die Bänke aus der Kirche ausgeräumt werden.
Die Himmelsleiter erinnert an eine Erzählung im Alten Testament: Dort träumt Jakob von einer Leiter, auf der Engel auf- und absteigen, „ein Symbol für die Beziehung zwischen Himmel und Erde, zwischen dem Endlichen und Unendlichen“, findet Ursel Schwanekamp. „Die Himmelsleiter kann ein Impuls für den Alltag sein, eine Einladung, nicht nur das Irdische zu sehen, sondern über sich hinauszuschauen und damit neue Perspektiven zwischen Himmel und Erde zu entdecken“, sagt die Pastoralreferentin.
Billi Thanner stellt sich bewusst in die Tradition der christlichen Spiritualität, der persönliche Weg zu Gott werde oft mit einer Leiter verglichen, „ein Weg über die Stufen der Tugenden“. So sollen die 33 Sprossen der „Himmelsleiter“ für ebenso viele Tugenden stehen, wie etwa Glaube, Liebe, Achtsamkeit oder Dankbarkeit. Für die Künstlerin ist ihr Werk, das im Frühjahr 2021 entstand, zugleich ein Zeichen der Hoffnung in schwierigen Zeiten: „Ich wünsche mir, dass die Menschen sich ein bisschen Zeit nehmen, nach oben blicken und niemals den Glauben an das Gute verlieren.“
Die Kunstinstallation wird am Samstag, 3. September, im Rahmen des münsterischen „Schauraums“ gegen 20 Uhr eröffnet, unter anderem mit einer Tanzperformance mit 33 Tänzerinnen und Tänzern – für 33 Tugenden.