Michelangelo Merisi da Caravaggio: Dornenkrönung Christi, um 1603, 127 × 166 cm, Öl auf Leinwand, Wien, Kunsthistorisches Museum
Die Ausstellung präsentiert ein großes Barockspektakel im Kunsthistorischen Museum. Im Zentrum stehen dabei die Werke des Malers Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571‒1610) und des Bildhauers Gian Lorenzo Bernini (1598‒1680). Erstmals sind die beiden weltberühmten Protagonisten, die jeweils auf ihre Art stilbildend für die europäische Kunst des 17. Jahrhunderts waren, gemeinsam in einer Ausstellung vereint. Was sie verbindet, ist eine neue Aufmerksamkeit für die wirklichkeitsnahe Naturdarstellung und für das Pathos großer Gefühle. Die Entdeckung der menschlichen Regungen als theatralisches Anliegen des Barocks ist dann auch das zentrale Thema der Ausstellung, die – von Caravaggio bis Bernini – rund siebzig Meisterwerke römischer Malerei und Skulptur in einen einzigartigen Dialog setzt.
Der Rundgang gliedert sich nach Begriffen, die im damaligen Kunstdiskurs üblich waren und theologisch hochgradig aufgeladene Sujets aufrufen: meraviglia & stupore (Verwunderung & Staunen), orrore & terribilità (Entsetzen & Schrecklichkeit), amore (Liebe), moto & azione (Bewegung & Handlung), vivacità (Lebendigkeit), passione & compassione (Leid & Mitleid), visione (Vision), und scherzo (Scherz, Streich, Spiel). Anders als die später geläufige Epochenbezeichnung »Barock« waren diese Begriffe den hier präsentierten Künstlern sowie deren Zeitgenossen vertraut und legen eine mögliche Lesart nahe, ohne andere auszuschließen. Heute – in einer Zeit, in der Emotionen wieder eine große Rolle spielen – können sie dazu dienen, unseren Blick nicht nur für eine ältere Bildkultur, sondern auch für die Gegenwart zu schärfen.
In Kooperation mit dem Rijksmuseum Amsterdam präsentiert das Kunsthistorische Museum Wien einige bildtheologisch besonders bemerkenswerte Highlights: Caravaggios einzigartige visuelle Exegese in der Dornenkrönung Christi und der sinnlich zum Betrachter in Beziehung tretende Jüngling Johannes der Täufer; aus dem Œuvre Berninis eine Statue des heiligen Sebastian und ein Modell für die Skulptur der Verzückung der heiligen Theresa von Ávila; außerdem Guido Renis Bethlehemitischer Kindermord und das erst 2011 wieder aufgetauchte Werk Maria Magdalena von Artemisia Gentileschi – der einzigen Künstlerin, die es in den Kreis der italienischen Meistermaler des frühen 17. Jahrhunderts geschafft und die Verzückung der Heiligen aus weiblicher Perspektive ebenso eindrücklich wie revolutionär dargestellt hat. Erstmals wird das Gemälde aus Privatbesitz im Zuge der Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich sein.
Adresse
Kunsthistorisches Museum Wien
Maria-Theresien-Platz
1010 Wien
Tel. +43 1 525 24 – 0
Öffnungszeiten
Mo.-Mi. und Fr.: 9-18 Uhr
Do., Sa. und So.: 9-21 Uhr
Tickets
https://shop.khm.at/tickets/caravaggio/
Der Besuch der Ausstellung ist nur zu einem fest gebuchten Timeslot möglich.